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Werner Abelshauser

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Werner Abelshauser (born 1944) is the Chair of Economic and Social History in the Faculty of History and Philosophy at the University of Bielefeld. He studied economics in Mannheim until 1970. He completed his PhD in Bochum, where he also had his first chair in 1983. After a two year stay in Florence, teaching the European history of the 20th century, he took his current chair in Bielefeld. Moreover, he is a founder member of the Institute for Global Society Studies, which focuses mainly on theories of world society. His main research interests focus on economic and social history, the history of European integration and the history of institutional change.

Selected Publications

Kulturen der Weltwirtschaft, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen (zusammen mit David Gilgen/Andreas Leutzsch) (2012)

Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Von 1945 bis in die Gegenwart, 2. Auflage, C. H. Beck Verlag, München (2011)

It's not the economy, stupid. Die politische Ökonomie der europäischen Integration in der Krise, in: Zeitschrift für Staats- und Europawissenschaften, 8. Jg., Heft 1, S. 1-23 (2010)

Des Kaisers neue Kleider? Wandlungen der Sozialen Marktwirtschaft, Roman Herzog Institut, München (2009)

Selected Quotations

Heute soll staatliches Sparen nicht die Wettbewerbsfähigkeit auf Weltmärkten stärken, sondern dort ansetzen, wo das Problem der Euro-Zone offen zu Tage tritt: an der Höhe der Verschuldung, die Staaten vom Kapitalmarkt abhängig und damit handlungsunfähig macht. Verschuldung durch weitere Verschuldung unschädlich zu machen hieße aber, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben. Selbst wenn die reichen Nachbarn das Risiko auf sich nehmen - die Probleme wären dadurch nicht gelöst, sondern eher neue geschaffen.
Interview: "Vergesst den Vergleich mit 1931"

Hinzu kommt ein wachsendes Misstrauen in eine vom Finanzmarkt dominierte Wirtschaft. [...] Dieses Misstrauen hat Tradition. Die führenden deutschen Ökonomen zogen schon im 19. Jahrhundert, „die sittliche Bedeutung" der Realwirtschaft der „Börse und Spekulation" vor. Die aktuelle Finanzkrise hat dieses Mißtrauen noch verschärft. Seit den 70er Jahren hat sich das Gewicht des Finanzsektors am Sozialprodukt verdreifacht, ohne dass daraus ebenso große Vorteile für das Gemeinwohl erkennbar sind. Die Verursacher der Finanzkrise wurden bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen, stattdessen wurden Banken mit Steuergeld gerettet. Kurz, die Deutschen lieben die Börse nicht.
Interview: "Stuttgarter demonstrieren stellvertretend für alle Steuerzahler"

Eine einheitliche Wirtschafts- und Finanzregierung könnte zu leicht geneigt sein, Besonderheiten der deutschen Wirtschaftskultur abzuschleifen, die nur schwer in den Rahmen standardkapitalistischer Normen passen - und noch dazu die anderen Staaten unter Erfolgsdruck setzen. Dazu zählt etwa die deutsche Bankenstruktur mit ihrem mehrheitlichen Anteil öffentlich-rechtlicher Institute. Diese entspricht zwar den Bedürfnissen der in Deutschland maßgebenden mittelständischen Wirtschaft, die eine einigermaßen gleichmäßige Mobilisierung der wirtschaftlichen Ressourcen über die Fläche ermöglicht. Ein genossenschaftlich oder öffentlich-rechtlich organisiertes Bankensystem entspricht aber nicht dem Modell eines nach reinen Wettbewerbsgesichtspunkten organisierten Kapitalmarktes. Ähnliches gilt für das duale System der Berufsbildung, das von außen gesehen den Nachteil zu haben scheint, eine höhere Studierendenquote zu verhindern. Mitbestimmung und Sozialstaat wären weitere Felder, auf denen komparative institutionelle Wettbewerbsvorteile auf dem Spiel stünden.
In: Deutschland, Europa und die Welt, FAZ, 9. Dezember 2011